Batteriewechsel: Gamechanger oder Nischenlösung?

01.04.2025
BatterySwap
Einst als essenzieller Bestandteil der Elektromobilität gefeiert, später oft abgeschrieben – doch nun erleben Batteriewechselstationen ein kleines Revival. Zumindest in bestimmten Regionen und für ausgewählte Fahrzeugklassen.
Der „Batterietausch-Service“ bietet mehrere Vorteile - schneller Batteriewechsel in weniger als 5 Minuten, geringere Anschaffungskosten für das Fahrzeug, Zugang zu gut gewarteten Batterien und effizientes Batterierecycling. Doch trotz dieser Vorteile treiben nur wenige Akteure wie NIO das Konzept aktiv über China hinaus voran.

Wie sieht die Realität aus? Bislang haben Batteriewechselstationen mit hohen Infrastrukturkosten, betrieblichen Herausforderungen und mangelnder Standardisierung zu kämpfen, was die Rentabilität zu einem großen Hindernis macht. Während einige darin eine Lösung für die Netzstabilität angesichts der zunehmenden Aufladung im Megawattbereich sehen, sind die Ansichten über den Batteriewechsel-Service weltweit weiterhin geteilt.

Regionale Unterschiede in der Entwicklung von Batteriewechselstationen

China: Der fortschrittlichste Markt

Dank starker staatlicher und politischer Unterstützung ist China der Vorreiter. Der Markt boomt, vor allem für elektrische Zweiräder, mit Tausenden von Wechselstationen, die von staatlichen Unternehmen wie China Tower dominiert werden. Bei den 4-Rad-Fahrzeugen treiben private Unternehmen wie NIO, Aulton und Geely die Einführung voran, aber der Markt bleibt aufgrund unterschiedlicher Designs und Standards fragmentiert.

Kürzlich hat CATL die Batterieinitiative Choco-Swap“ ins Leben gerufen, mit dem Ziel, 30.000 Wechselstationen einzurichten und eine Partnerschaft mit NIO einzugehen. Trotz der ehrgeizigen Vision wird die Skalierung eine Herausforderung sein. Um erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen Energy-as-a-Service (EaaS) -Lösungen integrieren, um die hohen Infrastrukturkosten auszugleichen.

Schwere Nutzfahrzeuge (E-Trucks) sind ebenfalls ein wachsendes Segment, wobei China beim Verkauf von E-Trucks führend ist. Nahezu 50 % der verkauften E-Lkw sind wechselfähig, obwohl die Infrastruktur für den Batterietausch bei Lkw unterentwickelt ist. Der Vorstoß für E-Lkw-Wechselstationen wird weitgehend von staatlichen Energieversorgern angeführt, die mehrere Anwendungsfälle untersuchen, um die Machbarkeit sicherzustellen. Insgesamt wird erwartet, dass das Batteriewechseln in China neben Gleichstrom-Schnelllade- und Megawatt-Ladelösungen wächst und diese nicht ersetzt.

Indien: Fokus auf 2 & 3-Räder

Indiens Bemühungen um den Austausch von Batterien zielen in erster Linie auf elektrische 2/3-Räder ab, und nur wenige Pilotprojekte auf Elektrobusse. Die Regierung hat Richtlinien ausgearbeitet und Subventionen bereitgestellt, aber die Vorschriften bleiben unklar, und es fehlt ein Konsens in der Branche.

Mehrere Start-ups und etablierte Unternehmen wie Hero und Honda setzen auf Batteriewechsel und bringen wechselfähige Modelle auf den Markt. Bedenken hinsichtlich der hohen Infrastrukturkosten, der hohen Steuern auf austauschbare Batterien und der allgemeinen Marktakzeptanz sind jedoch nach wie vor eine Herausforderung für die Einführung in großem Maßstab.

Europa: Ein Nischenmarkt mit minimalen Fortschritten

Der Batteriewechsel-Service hat in Europa wenig bis gar keine Dynamik, es gibt weder einen staatlichen Anstoß noch eine branchenweite Standardisierung. Der einzige bedeutende Akteur ist NIO, der 59 Wechselstationen in den nordischen Ländern und Deutschland eingerichtet hat. NIO setzt sich auch für die Norm DIN EN IEC 62840 ein, um die Zuverlässigkeit, Interoperabilität und Sicherheit zu verbessern, was für die Förderung des Wachstums in diesem Sektor von entscheidender Bedeutung ist.

Außerhalb von NIO gibt es nur eine Handvoll Unternehmen - vor allem im Segment der schweren Nutzfahrzeuge -, die den Batterietausch-Service in Pilotprojekten erproben. Unternehmen wie AkkuSwap arbeiten mit LKW-OEMs zusammen und engagieren Logistikunternehmen, um die Standardisierung voranzutreiben. Der Weg zu einer breiten Umsetzung scheint jedoch recht weit.

Bedarf einer ganzheitlichen Sichtweise

Die Volatilität in den Stromnetzen wird weiter steigen - durch Zuwachs der erneuerbaren Energien, aber auch durch mehr punktuellen Strombedarf z.B. durch Schnelladen. Vor diesem Hintergrund ist der Speicherausbau unerlässlich. Batteriewechselstationen könnten Teil einer gesamtheitlichen E-Mobilitätsstrategie und Energieinfrastruktur sein, in dem sie weitere stationäre Speicher sowie die öffentliche Ladeinfrastruktur komplementiert. Leider wird das aktuell lediglich in China so gesehen und umgesetzt…

Wenn Sie Interesse an einem Austausch zu diesem Thema haben und genauer wissen wollen „wer, wo, mit was aktiv ist“, sprechen Sie uns gerne an.

Sebastian Lüttig
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