Megacasting: Revolution oder Risiko für die Autoindustrie?

27.02.2025
Megacasting
Schlegel und Partner (SuP) hat den Markt für großformatige Bauteile aus Aluminium-Druckguss in der BiW-Produktion beleuchtet und aktuelle Strategien der OEM analysiert.
Aluminium-Druckguss bietet weltweit große Marktchancen – insbesondere für Strukturbauteile in der Fahrzeugkarosserie (BiW), Batterierahmen und großformatige „Megacasting“-Komponenten. Getrieben durch Leichtbau und effizientere Produktionsprozesse setzt sich dieses Verfahren zunehmend durch. Während klassische Alu-Druckguss-Komponenten meist mit Maschinen unter 4.000 Tonnen Schließkraft gefertigt werden, erfordert Megacasting Anlagen mit 6.000 bis 9.000 Tonnen – teilweise sogar bis zu 16.000 Tonnen.

Tesla hat mit IDRA das „Gigacasting“ vorangetrieben, und besonders neue EV-Hersteller können Megacasting relativ unkompliziert in „Greenfield“-Fabriken integrieren. Traditionelle OEMs stehen dagegen vor der Herausforderung, bestehende Produktionsanlagen zunächst auszunutzen, bevor sie riesige Summen in Megacasting investieren. Das Verfahren ist zudem nicht für jede Plattform oder jedes Modell sinnvoll, da sich die Wirtschaftlichkeit stark nach Produktionsvolumen und Werkzeuglaufzeiten richtet.

Technische Herausforderungen und Optimierungspotenzial bestehen weiterhin, insbesondere bei Prozessstabilität (OEE), Aluminiumlegierungen für höhere Belastbarkeit und bessere Recyclingfähigkeit sowie neuen Fügetechniken zur Integration großer Druckgussteile in bestehende Fahrzeugstrukturen.

Regionale Unterschiede prägen die Marktentwicklung:
  • Europa: Volvo investiert stark in Megacasting, VW und Renault planen ebenfalls den Einstieg, während BMW, Mercedes-Benz und JLR einen schrittweisen Ansatz mit mittelgroßen Druckgussbauteilen bevorzugen.
  • Nordamerika: GM und Ford treiben Megacasting voran, um Tesla zu folgen. Honda startet die Entwicklung in Nordamerika mit Fokus auf Batteriegehäuse.
  • China: Hier gehört Megacasting mittlerweile fast zum Standard. Neue EV-Hersteller wie Xpeng, Nio und Xiaomi setzen es als Kernstrategie ein, während traditionelle OEMs wie Geely und Chery massiv investieren. Allerdings entstehen durch die schnelle Skalierung bereits Überkapazitäten.

Trotz eines erwarteten Marktwachstums von über 30 % pro Jahr bis 2030 bleibt die Entwicklung eng mit der Marktdurchdringung von E-Fahrzeugen verknüpft. Politische Rahmenbedingungen und die Akzeptanz von BEVs werden maßgeblich über die Nachfrage entscheiden.

Megacasting bietet OEMs enorme Vorteile in Kosten, Gewicht und Produktionsgeschwindigkeit – kaum ein Hersteller kann es sich leisten, das Thema zu ignorieren. Besonders für Zulieferer liegen aktuell große Chancen in Nordamerika und Europa, wo sich der Markt erst langsam entwickelt.

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Sebastian Lüttig
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